Es war eine sternenklare Nacht, als ich mich entschied, einen Spaziergang durch den Wald hinter meinem Haus zu machen. Es war schon spät, und die Stille war nahezu greifbar. Die Bäume warfen lange Schatten auf den moosbedeckten Boden, und nur das Knacken der Äste unter meinen Füßen durchbrach die Ruhe. Ich hatte diesen Wald schon oft besucht, kannte ihn in- und auswendig, oder so dachte ich zumindest. Als ich tiefer in den Wald hineinging, bemerkte ich eine seltsame Veränderung in der Atmosphäre. Die Luft wurde kühler, und ein unbehagliches Gefühl kroch mir den Rücken hinauf. Das Licht des Mondes schien schwächer zu werden, als ob es durch einen unsichtbaren Schleier gedämpft wurde. Ich schaute auf meine Uhr – es war erst kurz nach Mitternacht, doch es fühlte sich an, als wäre ich schon stundenlang unterwegs.Plötzlich bemerkte ich eine Lichtung, die mir zuvor nie aufgefallen war. Neugierig trat ich näher und sah in der Mitte der Lichtung einen alten, verfallenen Brunnen. Das Mauerwerk war von Moos überwuchert, und das Holz des Ziehbrunnens war morsch und gebrochen. Ich trat näher heran und spähte in die Dunkelheit hinab. Ein leises, flüsterndes Geräusch stieg aus der Tiefe empor. Es war, als würden tausend Stimmen gleichzeitig sprechen, doch ich konnte kein Wort verstehen.Ein kalter Schauder durchfuhr mich, als ich mich von dem Brunnen abwandte. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um, aber da war niemand. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich versuchte, den Weg zurückzufinden. Doch der Wald schien sich verändert zu haben, als hätte er sich gegen mich verschworen. Jeder Baum, jeder Pfad sah gleich aus, und bald war ich völlig orientierungslos.In meiner Panik rannte ich los, stolperte über Wurzeln und riss mir die Haut an den dornigen Büschen auf. Nach einer Weile kam ich wieder an der Lichtung mit dem Brunnen an. Es war, als würde mich der Wald absichtlich zurück zu diesem verfluchten Ort führen. Die Stimmen aus dem Brunnen wurden lauter, dringlicher. Ich spürte, wie etwas Unausweichliches mich anzog.Gegen meinen Willen ging ich wieder auf den Brunnen zu. Meine Beine bewegten sich wie von selbst, als ob sie nicht mehr mir gehörten. Die Stimmen flüsterten nun deutlicher, und ich konnte einzelne Wörter verstehen: „Komm… Tiefer… Erlösung…“Meine Hände griffen den Rand des Brunnens, und ich beugte mich darüber, obwohl jeder Instinkt mir sagte, dass ich fliehen sollte. Plötzlich fühlte ich einen starken, kalten Griff um meine Handgelenke. Ich schrie auf und versuchte mich zu befreien, doch es war zwecklos. Etwas zog mich unaufhaltsam in die Dunkelheit hinab.Das Letzte, was ich sah, bevor die Schwärze mich verschlang, war mein eigenes Spiegelbild im Wasser des Brunnens. Doch es war nicht mein Gesicht, das mich anstarrte. Es war ein verzerrtes, groteskes Abbild von mir, mit leeren, toten Augen und einem breiten, unmenschlichen Grinsen.Dann war da nur noch Dunkelheit.
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OMG
man sollte nie alleine zu solchen Orten gehen es ist zu gefährlich
man kann dort allein nicht mehr raus immer zu 2eit und mit schutz talisman und salz und sollten in so einer situation immer bewaffnet sein