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Pogo der mordende Clown

Pogo der Clown
Bildquelle: clipdealer.de
4.7
(44)

John Wayne Gacy (Pogo) mit seiner Frau Rosalynn
Rosalynn Carter und John Wayne Gacy

Rosalynn Carter wusste nicht, dass sie an diesem 6. Mai 1978 einen sadistischen Mörder kennenlernen würde. Die Frau des US-Präsidenten Jimmy Carter war zu einer großen Parade nach Chicago eingeladen, wo jedes Jahr pompös mit Festwagen, Blaskapellen und Musikbands die Geburtsstunde der polnischen Demokratie im Jahr 1791 gefeiert wird.

Die Präsidentengattin tat, was bei solchen Anlässen von einer First Lady erwartet wird: Verdiente Parteigänger loben, amerikanische Musterbürger treffen. So lernte sie John Wayne Gacy kennen, der sich seit Jahren gesellschaftlich engagierte, die Demokratische Partei unterstützte und die große Parade in Chicago organisierte. Rosalynn Carter ließ sich gerne mit dem übergewichtigen Herrn fotografieren und schickte ihm später das Bild sogar mit einer persönlichen Widmung zu. Sie ahnte nicht, dass sie soeben dem schlimmsten Serienmörder in der Geschichte der USA lächelnd die Hand gedrückt hatte.

Nur sechs Monate später wurde John Wayne Gacy von der Polizei gejagt, stundenlang verhört und schließlich verhaftet. Ermittler durchsuchten seine Wohnung in einem Vorort von Chicago. Sofort schlug ihnen der Geruch von verwestem Fleisch entgegen. Der rote Ziegelsteinbau entpuppte sich als Horrorhaus: Wochenlang bargen die Ermittler Leichenreste und Knochen von 29 Knaben und jungen Männern. Gacy hatte sie vergewaltigt, stranguliert und dann auf seinem Grundstück versteckt, vergraben oder einbetoniert. Im Keller. Unter der Garage. Im Garten. Sogar unter dem Boden seines gemütlichen Salons. Als er keinen Platz mehr fand, versenkte er weitere vier Leichen in einem nahe gelegen Fluss.

Fassade der Harmlosigkeit

Die Öffentlichkeit reagierte entsetzt. Der Prozess gegen Gacy wurde zu einem der emotionalsten in der US-Geschichte: Aus Angst vor Attentaten wurde der Angeklagte mit einem massiven Polizeiaufgebot geschützt. Angehörige der Opfer fielen in Ohnmacht, ein Zeuge übergab sich. Als Gacy am 13. März 1980 zum Tode verurteilt wurde, blieben für viele Amerikaner die wichtigsten Fragen offen: Wie konnte aus einem scheinbaren Musterbürger ein Massenmörder werden? Warum hatte niemand gemerkt, dass Gacys Gutmütigkeit und seine ehrenamtliche Auftritte als „Pogo der Clown“ nur eine Fassade waren, hinter der sich ein hochexplosiver Charakter verbarg?

Rosalynn Carter und John Wayne Gacy

Der Fall wühlte eine ganze Nation auf, gerade weil Gacy fast klischeehaft uramerikanisch wirkte: Er kam aus kleinen Verhältnissen und schlug sich zunächst mit einfachen Jobs durch. Mal arbeitete er als Gärtner, dann als charmanter Schuhverkäufer. Er heiratete die Tochter eines Unternehmers, dem mehrere Filialen der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken gehörten, leitete später selber eines der Restaurants und engagierte sich in gesellschaftlichen Clubs. Gacy schien eigentlich nur zwei Laster zu haben: Deftiges Essen und schnelle Autos. Er war übergewichtig und kassierte für zu schnelles Fahren einen Strafzettel nach dem anderen.

Seine Nachbarn in Chicago beschrieben ihn später als warmherzig und wortgewandt. Sie liebten seine ausgefallenen Dinner- und Themenpartys und lachten über seine Vorliebe für Clownskostüme. Sie störten sich nicht an seinen Prahlereien und Anekdoten, von denen einige offensichtlich frei erfunden waren. Nur über den permanent unangenehmen Geruch in seiner Wohnung wunderten sie sich.

Ein vorbildlicher Häftling

Dabei hatte es schon früh Anzeichen gegeben, dass John Wayne Gacy alles andere als der rastlose, ehrgeizige Emporkömmling war, für den er sich gerne ausgab. Im Frühjahr 1968 stand plötzlich die Polizei vor seiner Haustür. Gacy wurde vorgeworfen, minderjährige Jungen zum Sex gezwungen zu haben. In seinem Haus wurden fünf Filmrollen mit Pornos gefunden. Gacys Frau war entsetzt: Sie kannte ihren Gatten als rücksichtsvollen Vater zweier Kinder. Der Verdacht erhärtete sich. Gacy soll einen 16-jährigen Jungen mit einem Messer bedroht, angegriffen und mit Handschellen gefesselt haben. Erst als der Junge das Bewusstsein verlor, ließ er ihn wieder laufen. Einen anderen Minderjährigen nötigte er mehrmals zum Oralsex. Als das Opfer ihn anzeigen wollte, hetzte ihm Gacy kurzerhand einen Schläger auf den Hals. Vor Gericht leugnete der 26-jährige Angeklagte alles und wurde im Herbst 1968 dennoch zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Sofort beantragte seine Frau die Scheidung.

Doch auch im Gefängnis gelang es dem charmanten Geschäftsmann, jetzt Häftling Nummer 26526, seine Umgebung für sich einzunehmen. Er benahm sich vorbildlich und durfte schnell als Koch in der Gefängnisküche arbeiten. Er wehrte sich nicht einmal, als ihm ein anderer Häftling wütend ins Gesicht schlug. Wegen guter Führung kam Gacy nach 18 Monaten wieder frei. Dabei hatte ein psychologisches Gutachten ihn einst als „antisoziale Persönlichkeit“ beschrieben, deren Verhalten ihn „wiederholt mit der Gesellschaft in Konflikt bringen“ dürfte.

Die tödliche Clownsnummer

Zunächst sah die Freilassung keineswegs nach einer krassen Fehlentscheidung aus. Gacy verließ den Bundesstaat Iowa, wo er vor seiner Verurteilung gelebt hatte, und zog für den Neustart nach Illinois, zurück in seine Heimatstadt Chicago. Bald hatte er sich dort einen exzellenten Ruf als Bauunternehmer erarbeitet. Er heiratete ein zweites Mal und engagierte sich ehrenamtlich. Besonders gerne trat er nun als „Pogo der Clown“ in Krankenhäusern oder auf Straßenfesten auf. Im Sturm eroberte der dicke Mann das Vertrauen der Kinder.

Die bürgerliche Fassade war eine perfekte Tarnung. Dahinter brodelte es. Jähzornig zerschmetterte Gacy Möbelstücke, wenn er mit seiner Frau stritt. Er wies sie immer häufiger ab, ließ sie nicht mehr in alle Zimmer der Wohnung und kaufte sich Pornohefte mit muskelbepackten, nackten Männern. Schon bald scheiterte die Ehe. Jetzt ging der Bauunternehmer auf Menschenjagd.

Er hatte mehrere Methoden, um an seine Opfer heranzukommen. Er köderte die Jugendlichen mit Jobs, holte sie auf seine Baustellen und bot ihnen an, in seiner Wohnung zu übernachten. Dort trank er mit ihnen Alkohol, ließ sie kiffen und versuchte sie zum Sex zu überreden. Wenn das nicht klappte, setzte er auf seine Clownsnummer: Er zeigte ihnen selbstgemalte Clownsbilder und demonstrierte, wie er sich ganz alleine aus Handschellen befreien konnte. „Jetzt versuch du es“, schlug er lächelnd vor.

Er wusste, dass die Falle zuschnappen würde. Jetzt waren sie hilflos seiner Gewalt ausgesetzt. Jetzt nannte er sich nicht mehr John. Sondern Pogo. Oder Jack. Es endete immer gleich: Gacy vergewaltigte seine Opfer und kündigte ihnen dann einen letzten Trick an: den mit dem Seil und den drei Knoten. Von hinten erwürgte er seine Gefangenen, zwischen den Knoten drehte er mit einem Stock die Schlinge immer enger. Als er überführt war, würde der Massenmörder den Ermittlern nicht ohne Stolz diese Methode erklären.

Schlammpige Ermittlungsarbeiten

Nach seinem ersten Mord 1972 tötete Gacy in immer kürzeren Intervallen, manchmal sogar zwei Jungs an einem Abend. Nachts suchte er an einsamen Bushaltestellen nach durchgebrannten Teenagern. Er bot ihnen eine Weiterfahrt an, zwang sie mit Gewalt in seinen Wagen oder wies sich mit einer gefälschten Polizeimarke aus. Immer mehr Jugendliche verschwanden auf mysteriöse Weise. Etliche passten nicht in das Bild eines typischen Ausbüchsers. Sie waren frisch verliebt oder ließen Geld in ihrer Wohnung zurück.

Obwohl viele von ihnen für Gacy gearbeitet hatten, schöpfte die Polizei in Chicago keinen Verdacht. Mehrmals befragte sie den Unternehmer nach seinen verschwundenen Arbeitern, ohne Gacy auf mögliche Vorstrafen zu überprüfen. Sogar der Secret Service, der für den Schutz des US-Präsidenten und seiner Frau zuständig ist, arbeitete schlampig. Auch ihm entging Gacys dunkle Vergangenheit – sonst hätte Rosalynn Carter niemals einem Kinderschänder und Serienmörder die Hand gedrückt.

Erstmals in Gefahr brachte sich der Serientäter, als er von seiner Routine abwich und Jeffrey Ringnall, ein Opfer, das er mit Chloroform betäubt und entführt hatte, wieder freiließ. Frustriert von der lahmen Polizeiarbeit machte sich Ringnall selbst auf die Suche nach seinem Peiniger. Er erkannte das auffällige schwarze Oldsmobile wieder, mit dem er gekidnappt worden war. Es gehörte Gacy. Doch die Polizei kaufte Ringnall nicht ab, dass er den Wagen wirklich zweifelsfrei identifizieren konnte.

Erst die Ermittler aus Des Plaines, einer Kleinstadt in der Nähe von Chicago, wurden hellhörig. Dort hatte der 15-jährige Robert Piest in einer Apotheke gearbeitet – und war am 12. Dezember 1978 plötzlich spurlos verschwunden. Zuvor hatte er seiner Mutter angekündigt, sich mit Gacy zu treffen. Erstmals überprüften die Fahnder nun den Bauunternehmer auf Vorstrafen – und hatten sofort ihren Hauptverdächtigen.

Doch noch einmal narrte der Mörder seine Verfolger. „Weißt du nicht, dass ein Clown sogar mit Mord davonkommt?“, fragte er einen Polizisten. Obwohl er schon unter Beobachtung stand, gelang es ihm, die Leiche von Robert Piest aus seinem Haus zu schleusen und in einem Fluss zu versenken. Kaltblütig fuhr er unmittelbar danach zur Polizei, die noch Fragen an ihn hatten. Das Protokoll vermerkte Gacys „glasigen Blick“ und seine verdreckten Schuhe.

Als ein Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung ausgestellt wurde, bröckelte Gacys Selbstsicherheit. Einem Freund gestand er, dass er „schlimme Dinge“ getan habe. Wenig später gab er auch der Polizei gegenüber „etwa 30 Morde“ zu und zeichnete eine detaillierte Karte mit der Lage der Gräber auf seinem Grundstück. In mühevoller Detektivarbeit konnten später nur noch 24 der 33 Opfer identifiziert werden.

Ikone des Bösen

Während des spektakulären Prozesses versuchten Gacys Verteidiger vergeblich, ihren Mandaten mit psychiatrischen Gutachten als geisteskrank, unzurechnungsfähig oder schizophren darzustellen. Sie verwiesen zudem auf seinen autoritären Vater, der Homosexuelle hasste und seinen Sohn regelmäßig schlug. Doch am Ende entschied das Gericht auf Todesstrafe.

Vollstreckt wurde das Urteil jedoch erst 14 Jahre später. In der Zwischenzeit wusste John Wayne Gacy, immer noch ein cleverer Geschäftsmann, sich geschickt als Ikone des Bösen zu vermarkten. Für 23 US-Dollar konnten Anrufer mit Gacy telefonieren, der inzwischen seine Morde leugnete. Im Gefängnis begann er zudem mit der Malerei. Besonders gerne zeichnete er Clowns. Er verkaufte Hunderte von Bildern, die mitunter einen Stückpreis von 20.000 Dollar erzielten. Wütende Angehörige von Opfern kauften etliche Bilder und verbrannten sie symbolisch öffentlich.

Am 10. Mai 1994 wurde Gacy mit einer Giftspritze hingerichtet. Der brutalste Serienmörder der USA starb einen langsamen Tod: Weil eine Kanüle verstopft war, dauerte die Exekution 18 Minuten. Nach seiner Hinrichtung wurde Gacy eingeäschert.


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